Christoph

Seit acht Jahren darf ich hier im Boxhagener-Kiez, im Haus der Boxhagener Str.
32, wohnen.

Für mich als Asperger-Autist ist eine gleichbleibende Wohnungsumgebung
elementar. Ein Bruch mit meiner vertrauten Wohnung und Umgebung stellt
mich vor kaum überwindbare Herausforderungen. Im Laufe der letzten Jahre
habe ich es mit viel Kraft geschafft, trotz meiner Beeinträchtigungen und
immer wiederkehrender Rückschläge, erfolgreich Stabilität in mein privates
sowie berufliches Umfeld zu bringen. Seitdem ich vom Eigentümerwechsel an
eine neu gegründete luxemburgische Briefkastengesellschaft erfahren habe,
bin ich sehr beunruhigt, dass meine lange erarbeiteten Erfolge im privaten
sowie beruflichen Bereich stark beeinträchtigt werden und gefährdet sind. Ich
habe bereits erste Existenzängste entwickelt, die sich vermehrt ausbreiten. Mit
Veränderung kann ich durch den Autismus nur schwer umgehen, was sich auf
mein gesamtes Leben nachhaltig auswirkt. Wer sich schon einmal mit
Asperger-Autismus beschäftigt hat oder in irgendeiner Art und Weise davon
betroffen ist, weiß wie schwer es ist, sich ein relativ selbständiges Leben
aufzubauen und zu führen. Um das erreichen zu können, werden stabile
Rahmenbedingungen benötigt, die zweifelsfrei auch eine dauerhafte und
bezahlbare Wohnung beinhalten. Nur mit großer fachlicher Unterstützung und
starken Anstrengungen hatte ich es im Jahr 2010 geschafft, diese Wohnung,
hier im Boxhagener-Kiez, zu finden.

Auf Grund meiner anerkannten Schwerbehinderung ist es besonders wichtig, in
einem mir bekannten und stabilen Umfeld, mit vielen netten Nachbarn, zu
verbleiben. Hier in einer Nachbarschaft zu wohnen, in der ich mich sicher fühle
und als Mensch akzeptiert werde wie ich bin, gibt mir viel Kraft und Energie für
ein lebenswertes und selbständiges Leben.

Wegen meiner Beeinträchtigung, aber auch für alle anderen Mieter sowie
unsere Stadt, ist es besonders wichtig, einen nachhaltigen und bezahlbaren
Wohnraum zu bewahren, welcher nicht durch übertriebene Sanierungen, stark
ansteigende Mieterhöhungen und eine mögliche Verdrängung durch
Immobilienspekulationen, mit dem Ziel hohe Renditen zu erwirtschaften,
gefährdet ist.

Hier ist mein zu Hause. Ich hoffe sehr, dass dies mit vereinter Unterstützung
meiner Nachbarn, der Bevölkerung und vor allem der politischen
Mandatsträger, so bleiben kann. Wir alle haben eine Verantwortung für ein
lebenswertes (und bezahlbares) Berlin, das sich jeder leisten kann!

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